Elektromobilität treibt Mobility Services
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Als potenzieller zukünftiger Fahrer eines Elektroautos entwickelt man eine erweiterte Sensibilität für alle Themen rund um die e-Mobilität: Ladestationen, Mobility Services, eRoaming. Als Geschäftsführer eines IT-Unternehmens, welches Software-Lösungen in diesen Bereichen entwickelt, erhält man zusätzlich Einblicke in fantasieanregende Entwicklungen und kommt zu dem Ergebnis: Es wird spannend.
In den nächsten Monaten werden deutsche Automobilbauer verstärkt den Elektromobilitätsmarkt betreten. Nachdem BMW mit dem i3 schon eine ganze Weile elektrisch unterwegs ist, folgen nun in kurzen Abständen Audi (e-tron), Mercedes (EQ) und Porsche (Taycan).
Das bringt auch Dynamik in den Ladenetz-Bereich. Porsche, Audi und Mercedes sind – neben BMW und Ford – die Mitgesellschafter der IONITY GmbH, die ein europaweites Netz von Hochleistungsladestationen (bis zu 350 kW) aufbaut – bis Ende 2020 sollen es 400 sein. Optimal nutzen können diese Stationen dann vor allem rein elektrisch betriebene Fahrzeuge mit größerer Ladeleistung wie etwa der Porsche Taycan (350 kW), der Audi (150 kW) und der Mercedes (100 kW).
Die Herausforderungen
Das IONITY-Netz ist ein guter Ansatz für die Zukunft, doch die Crux bleibt aktuell die mangelnde Dichte des Ladestationsnetzes. Bei einer geschäftlichen Reise von Eschborn nach Karlsruhe vor einigen Tagen spielte ich das Szenario „e-Auto“ einmal durch. Angenommen, die Batterie wäre nicht voll gewesen und deshalb für den Rückweg nicht ausreichend geladen. Die Recherche zeigt, im Umkreis von 500 Metern um die Zieladresse gibt es vier Ladestationen von drei unterschiedlichen Betreibern. Da stellen sich nun folgende Fragen:
- Habe ich einen Account bei einem dieser Ladestationsanbieter?
- Sind die Stationen frei?
- Wie komme ich von dort zu meiner Zieladresse. Zu Fuß geht natürlich immer – aber was, wenn es denn einmal zwei Kilometer anstatt 500 Meter sind?
Hier kommen die Mobility Services ins Spiel:
Allein zu den Ladestationen benötigt man vielfältige Informationen: Wo? Wie viele Säulen? Wer ist der Betreiber (CPO: Charge Point Operator)? Welche Stecker-Technik ist vorhanden? Welche Ladeleistung steht zur Verfügung? All diese Daten werden durch eRoaming-Plattformen wie zum Beispiel Hubject gebündelt bereitgestellt.
e-Mobility Service Provider (EMPs) integrieren diese Informationen – gegebenenfalls auch von mehreren eRoaming-Plattformen –, stellen sie übersichtlich aufbereitet in Apps für Endnutzer bereit und reichern sie mit Funktionen wie der zentralisierten Abrechnung über einen Account an.
Mobility Services
Neben den Informationen zu den Ladestationen spielen mehr und mehr auch Informationen zum Parken eine Rolle. In welchen Parkhäusern gibt es Ladestationen? Wie ist das Parkhaus belegt? Unternehmen wie APCOA, mit über 4000 Parkhäusern einer der größten Parkhaus-Betreiber in Europa, oder INRIX, ein SaaS (Software as a Service) und DaaS (Data as a Service) Provider im Bereich Smart Cities, bieten APIs und Apps mit Informationen rund um das Parken, den Verkehrsfluss und mehr.
Auch der öffentliche Personennahverkehr und neue, alternative Mobilitätslösungen spielen eine Rolle im e-Mobility-Szenario. Wenn die Ladestation nicht direkt in Zielnähe ist, brauche ich eine effiziente und günstige Möglichkeit, um die „letzte Meile“ zwischen Ladestation und meinem eigentlichen Ziel zurückzulegen.
Die Aufgabe der EMPs ist es, möglichst all diese Informationen zu integrieren und für den Endnutzer bereitzustellen. Porsche hat in diesem Jahr den „Porsche Charging Service“ etabliert, der Fahrern von Elektrofahrzeugen in einer App Funktionen zum Auffinden von Ladesäulen und auch die gesamte Abrechnung aus einer Hand bietet. Der Dienst integriert beispielsweise auch die Hubject Intercharge Plattform für Ladestationsinformationen. Für die Abrechnung wird man Kunde der Porsche Smart Mobility GmbH.
Die Frage, welche Unternehmen in Zukunft die erfolgreichen EMPs sein werden und was die besten Voraussetzungen sind, das muss sich noch herauskristallisieren. Kandidaten gibt es viele: Automobilhersteller verfügen natürlich über ein wesentliches Asset – das e-Automobil. Energieversorger haben ein anderes Asset – den Strom. Daneben gibt es natürlich auch die Ölkonzerne und Tankstellenbetreibergesellschaften sowie Großkonzerne wie Telekom und Deutsche Bahn mit einer Vielzahl von Liegenschaften.
Autor:
Dr. Markus Eisel
Geschäftsführer
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